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Die arabische Sprache – beständig in der Grammatik, anpassungsfähig im Wortschatz

Die Sprachgeschichte des Arabischen – oder warum das Kamel 1000 Namen hat

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Das Arabische ist eine der weltweit wichtigsten Sprachen und ist durch seine jahrhundertelange Geschichte geprägt.

Es ist heute die offizielle Landessprache (Amtssprache) in 28 Ländern der Weltregionen Nordafrika, Ost- und Nordostafrika, Naher Osten und Arabische Halbinsel. Sie wird von 313 Millionen Menschen als Muttersprache und von 424 Millionen als Zweit- oder Fremdsprache gesprochen. Außerdem ist sie eine der sechs Amtssprachen der Vereinten Nationen.

Ihren Ursprung hat sie auf der arabischen Halbinsel und wurde nachweislich seit dem 5. bis 3. Jahrhundert v.Chr. von semitischen Nomadenstämmen verwendet. Der Name „semitisch“ wurde vom deutschen Linguisten August Ludwig von Schlözer 1781 erfunden; er bezieht sich aus Noahs Sohn Sem. Das Semitische gehört zur afroasiatischen Sprachfamilie, die in Nord- und Ostafrika und Vorderasien verbreitet ist.

Im 2. Jahrhundert n. Chr. entwickelte sich das klassische Arabisch, wie es im Koran überliefert wurde – und bis heute gebraucht wird. In seiner prä-islamischen Zeit wurde es hauptsächlich zum Schreiben von Lyrik eingesetzt. Erst mit Entstehung des Korans (ab 610 n. Chr.) setzt ein durchgängiger Sprachgebrauch ein; mit der Vereinheitlichung der Grammatik im 8. und 9. Jahrhundert wurde die Schriftsprache standardisiert.

Da ihr Ursprung auf das heilige Buch des Islam zurückgeht, wird Arabisch als Sakralsprache bezeichnet. Mit der Verbreitung des Islam etablierte sich das klassische Arabisch in dessen Kulturkreis und wurde dadurch zur Weltsprache.

arab world map

Das Arabische ist eine konservative Sprache, die 12 Millionen Wörter kennt

Seit dem 19. Jahrhundert wurde das klassische Arabisch zwar immer wieder modernisiert und standardisiert – allerdings unterscheidet sich das heutige Standard-Arabisch nur in lexikalischen und stilistischen Feinheiten, Syntax und Grammatik sind weitgehend unverändert geblieben.

Damit ist Arabisch ist eine sehr konservative Sprache, die nur selten Fremdwörter übernommen hat. Heute entwickelt sich das Hocharabische durch die Internationalität des Englischen: Fremdsprachliche Begriffe wie Mechanik, Internet, Demokratie, Film, Philosophie etc. werden in den Wortschatz aufgenommen.

Als charakteristisch für das Arabische beschrieb Johann Wolfgang v. Goethe 1815 in einem Brief das Arabische als eine Einheit von Geist, Wort und Schrift: „In keiner Sprache ist vielleicht Geist, Wort und Schrift so uranfänglich zusammengekörpert.“ Seine umfangreichste Gedichtsammlung „West-östlicher Divan“ (1819) war von der Lyrik des persischen Dichters Mohammed Schemsed-din Hafis inspiriert. Die Reinschrift seines Werkes gehört heute zum UNESCO-Weltdokumentenerbe.
Neben vielen Sprachbildern und Redekunst besitzt diese Sprache einen sehr großen Wortschatz: Von den 12 Millionen werden zwar nur 10 % genutzt – doch im Vergleich dazu besitzt das Deutsche 300.000 bis 500.000 Wörter. Das große Wörterbuch des Arabischen hat 80.000 Wortwurzeln; für das Kamel kennt es 1.000 Namen.
Grund dafür ist, dass jedes Wort auf drei oder vier Wurzelkonsonanten (Radikalen) basiert. Sind diese bekannt, können daraus viele andere Wörter gebildet werden, die zur selben Wortfamilie gehören.

Im Arabischen gibt es zwei Geschlechter (maskulin, feminin), drei Numeri (Singular, Dual, Plural) und drei grammatische Fälle (Nominativ, Genitiv, Akkusativ).

Die arabische Schriftsprache – 28 Buchstaben, vier Darstellungsformen

Das arabische Alphabet besteht aus 28 Buchstaben (25 Konsonanten und drei Langvokale, a, i, u), sie werden von rechts nach links geschrieben. In Lehrbüchern werden die kurzen Vokale durch Striche und kleine Schriftzeichen über den Konsonanten angegeben; in Zeitungen und Büchern gibt es diese Vokalisierungen jedoch nicht. Elf Buchstaben sind im Deutschen unbekannt, und jeder Buchstabe kann zwischen zwei und vier Darstellungsformen haben.

Diese hängen von der Position im Wort ab (am Anfang, in der Mitte, am Ende oder alleinstehend). Einige lateinische Buchstaben haben Entsprechungen im Arabischen (K, L, M, N), andere existieren nur im Arabischen, z. B. das stark gehauchte ha (ح), der K-Laut aus dem Rachen (ق) und der dem A ähnelnde Presslaut ع.

Es ist sogar möglich, aus einem Buchstaben einen vollständigen Satz zu bilden.

Das Alphabet wird auch in Persisch, Kurdisch, Malayisch und Urdu verwendet. Die Türkei führte 1928 das lateinische Alphabet ein.
Im Arabischen gibt es 14 klassische Schriftarten-Grundstile, mit vielen Nebenvarianten. Zu den sechs Hauptstilen zählen Alkofi, Naschi, Diwani, Ruqa, Althuluth und Persisch.

Das Arabische wird in drei verschiedene Bereiche gegliedert

Dabei unterscheidet sich die moderne arabische Standardsprache (beruhend auf dem klassischen Arabisch, der Sprache des Korans und der Lyrik) stark von den gesprochenen Varianten des Arabischen:

 

  1. Das klassische Arabisch (Koransprache):
    Es ist eine komplizierte Kunstsprache. Übersetzt man diese in eine Fremdsprache, kann man sich der exakten Bedeutung und dem Wortsinn nur annähern.
  2. Die moderne Hochsprache (Alfusha):
    Sie ist zwar eine modernisierte, vereinfachte Koransprache, jedoch immer noch eine künstliche Sprachform. Sie beeinflusst Medien, Schulen, Universitäten und offizielle Anlässe und wird als Modern Standard Arabic (MSA)
  3. Die Umgangssprache: Jedes arabische Land hat eine eigene Umgangssprache und in jeder seiner Regionen gibt es eigene Dialekte, manche haben eigene Grammatiken entwickelt. Diese Sprachform des Arabischen wird zu Hause und im Privaten gesprochen.

Der Einfluss der arabischen Sprache und Literatur in der Welt

Das Arabische beeinflusste andere Sprachen in der islamischen Welt wie Türkisch, Persisch, Kurdisch, Indonesisch und europäische Sprachen wie Spanisch, Portugiesisch, Maltesisch und Sizilianisch. Über das Lateinische, Spanische, Italienische und Französische hat die deutsche Sprache seit dem Mittelalter viele Ausdrücke aus dem Arabischen entlehnt, z. B. Zucker, Tomate, Massage, Rabatt, Admiral, Safari, Magazin etc. oder aus den Wissenschaften die Begriffe Physik, Chemie, Ziffer, Elixier, Natron, Algebra und Algorithmen. Damit nahm die reiche literarische Tradition des Arabischen an umfassenden medizinischen, astronomischen oder geographischen Werken Einfluss auf die Wissenschaften Westeuropas. Und: Ohne die Araber gäbe es in Europa keine Null oder das Rechnen mit der Unbekannten X.

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